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Fragen und Antworten

Fragen und Antworten zur KV-Runde 2022

Die Kollektivertragsverhandlungen der Metalltechnischen Industrie werden medial umfangreich begleitet. Gleichzeitig werden dabei sehr komplexe Fragen behandelt. Der Fachverband hat zum besseren Verständnis hier die wichtigsten Fragen und Antworten aufgelistet.


Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die KV-Verhandlungen sind heuer außergewöhnlich vielschichtig und volatil. Die durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine verursachten negativen Folgen für die Kaufkraft der Menschen in Österreich und Europa müssen wir als gesamtgesellschaftliche Herausforderung sehen.

Die Branche ist derzeit enorm gefordert. Es gibt bereits etliche Unternehmen, die darüber nachdenken oder sogar planen, die Produktion vorübergehend zu drosseln oder ganz zu stoppen. Die Mehrheit der Betriebe in der Metalltechnischen Industrie erwartet für die kommenden Monate einen Einbruch bei der Nachfrage, fast jedes dritte Unternehmen rechnet für heuer mit einem negativen Ergebnis. Schon jetzt sind 60 % der Unternehmen von einem Rückgang der Nachfrage betroffen. Der aktuelle Einkaufsmanagerindex sieht für Österreichs Industrie in den nächsten Monaten sogar eine Rezession. Das sind die Rahmenbedingungen, die die Verhandlungen schwierig machen.

Die Argumentation der Gewerkschaft bezieht sich meist auf die gesamte Metall- und Bergbauindustrie. Unsere Branche ist damit nicht unmittelbar zu vergleichen. Es stimmt, dass das vergangene Jahr 2021 in der Metalltechnischen Industrie gut gelaufen ist, auch die ersten Monate des Jahres 2022 waren in Ordnung. Damit konnte der enorme Einbruch aus den Corona-Jahren aufgeholt werden, viel mehr aber auch nicht. 

Aktuell zeigen alle Daten nach unten. Und nicht alle Betriebe schreiben Gewinne, vielmehr rechnet fast jedes dritte Unternehmen heuer mit einem negativen Ergebnis. Wir verhandeln für 1.200 Betriebe, viele davon sind Familienbetriebe mit einer Durchschnittsgröße von 115 MitarbeiterInnen, die in den Regionen verankert sind. Die Branche ist sehr heterogen aufgestellt, das müssen wir berücksichtigen. Es geht nicht nur um die besten und größten Betriebe, sondern wir müssen für alle einen tragbaren Abschluss schaffen, auch für jene, denen es nicht so gut geht.

Die außergewöhnlich hohe Inflation ist tatsächlich eine große Herausforderung. Die überschießenden Energiepreise sind vor allem kriegsbedingt und die Inflation ist daher importiert. Sie belastet die Betriebe ebenso wie die Beschäftigten. 

Natürlich wollen wir auch Teil der Lösung sein. Die Inflation ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, wir können einen Teil dazu beitragen, aber eben nicht alles schultern. Wenn wir zu hoch abschließen, werden viele Betriebe Schwierigkeiten bekommen, Stellen abbauen und die Produktion einschränken oder verlagern. Wir würden den Industriestandort Österreich nachhaltig beschädigen. Das kann nicht im Interesse unserer MitarbeiterInnen und damit auch der Gewerkschaften sein.

 

Die aktuellen Inflationsraten sind vor allem aufgrund der exorbitant gestiegenen Energiepreise außergewöhnlich hoch. Diese Belastung können die Unternehmen nicht allein schultern, denn auch sie sind stark davon betroffen. Gerade deshalb hat die Bundesregierung – und das ist einzigartig in der Geschichte der 2. Republik – mit verschiedenen Anti-Teuerungsmaßnahmen bei mittleren Einkommen rund die Hälfte der Jahresinflation ausgeglichen, bei geringeren Einkommen sind es sogar 100 % und mehr. Das müssen wir bei den KV-Verhandlungen berücksichtigen. Wir sind bereit, einen Beitrag zu leisten. In dieser schwierigen Zeit sind aber alle Beteiligten gefordert: Staat, Unternehmen und Beschäftigte.

Der Staat sind wir alle, Unternehmen und Beschäftigte. Unternehmen schaffen Arbeitsplätze und gemeinsam zahlen Unternehmen und Beschäftigte ihre Steuern. Ohne funktionierende Unternehmen gibt es keine Arbeit und kein Steueraufkommen. Daher hilft der Staat in dieser außergewöhnlichen Situation den Menschen mit einem Teuerungsausgleich. Auch von der Krise betroffene Unternehmen, die sonst vielleicht schließen müssten, werden unterstützt. So erhalten wir Arbeitsplätze und sichern Wohlstand. Das ist ein Gemeinschaftsprojekt und es müssen alle an einem Strang ziehen.

Die Teuerungskrise betrifft uns alle und wir müssen uns auch alle auf einen gewissen Wohlstandsverlust einstellen. Aber es wird auch viel getan: Der Staat hat Milliarden in die Hand genommen, um die Auswirkungen der Teuerungen zu mildern. Auch die Unternehmen werden über Lohn- und Gehaltserhöhungen einen wichtigen Beitrag leisten. Und die Politik muss dafür sorgen, dass die Inflation mittelfristig wieder sinkt. Österreichs Industrie ist das Rückgrat unserer Wirtschaft, daher müssen wir mit Verantwortung agieren und mit vernünftigen KV-Abschlüssen dazu beitragen, dass es so bleibt. Wir sind zuversichtlich, dass uns das gemeinsam gelingen wird.

Die Kerninflation ist ein volkswirtschaftliches Konzept zur Messung der Preisentwicklung, ein Index, den Wirtschaftsforscher wie das WIFO und Notenbanken zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage und der Preisentwicklung verwenden. Die Kerninflation schließt etwa Energiekosten aus der Inflationsberechnung aus, da die enormen Preisschwankungen in diesem Bereich nicht innerhalb unserer Volkswirtschaft entstehen, sondern importiert werden. Beschäftigte wie Unternehmen sind gleichermaßen davon betroffen. Die Anti-Teuerungspakete der Bundesregierung gelten speziell diesen Anteil der nicht im Inland entstehenden Inflation ab.

Einmalzahlungen sind eine gute Möglichkeit, die Beschäftigten am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. Die Gewerkschaften sprechen von den Dividenden, den sich die Unternehmen auszahlen. Dividenden sind aber auch immer einmalig. In guten Jahren gibt es mehr, in schlechten Jahren weniger. Das ist einfach zu verstehen und wirtschaftlich sinnvoll. Und für die Unternehmen entsteht so bessere Planbarkeit.

Diese Art der Prämie ist daher die vernünftigste Art, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Erfolg zu beteiligen. Die Einmalzahlungen sind aufgrund eines Beschlusses der Bundesregierung noch dazu steuerfrei und wirken brutto für netto. Das nicht anzunehmen, wäre unvernünftig. 

Einmalzahlungen würden auch helfen, das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale einzudämmen.

Unternehmen analysieren den Status Quo und schauen in die Zukunft. Lohnerhöhungen wirken in die Zukunft und müssen daher auch in Zukunft bezahlt und erwirtschaftet werden. 
Heuer ist die aktuelle Lage aber derart kritisch, dass wir einen Schulterschluss zwischen Staat, Unternehmen und Beschäftigten brauchen, die Betriebe können und werden die hohe Teuerung nicht allein bewältigen. Wir alle bewegen uns auf sehr dünnem Eis, daher gilt es, mit Bedacht und Verantwortungsbewusstsein für den Industriestandort Österreich zu agieren.

Ehrlich gesagt können wir mit dieser Sprache wenig anfangen. Wir müssen immer den Blick auf das Ganze werfen: Wir verhandeln für eine Branche mit über 137.000 hochqualifizierten Beschäftigten, die auf der ganzen Welt ihre Produkte verkaufen müssen, und das in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld. Hier braucht es Sachlichkeit, ökonomisches Verständnis und Vernunft. Das lassen die Gewerkschaften leider oft vermissen. 
Zu den Gewinnausschüttungen: unsere Branche besteht zu 85 % aus Familienbetrieben, die oft über Generationen Bestand haben und regional verankert sind. Gewinne werden meist wieder in die Standorte investiert. Ohne Gewinne gibt es keine Investitionen und keinen Fortschritt. Wir denken nachhaltig und kämpfen um jeden Arbeitsplatz.

Eine hohe Kaufkraft ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sinnvoll, es geht um die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe ebenso wie den sozialen Frieden im Land. Aber: in dieser schwierigen Lage, in der wir uns zurzeit befinden, können das nicht allein die Betriebe übernehmen, das kann nur gemeinsam mit Steuersenkungen und staatlichen Hilfen funktionieren. Und dafür sind wir nicht der Ansprechpartner. Die Bundesregierung hat mit den Anti-Teuerungsmaßnahmen ein umfangreiches Paket umgesetzt, welches die Kaufkraft bereits jetzt deutlich stärkt. Das ist in den Verhandlungen jedenfalls zu berücksichtigen. 
In unserer Branche hatten wir in den vergangenen Jahren immer KV-Erhöhungen, die sowohl die Inflation als auch einen großen Anteil der erarbeiteten Wertschöpfung enthalten haben. 
Die Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie sind seit Jahren Reallohngewinner. Und wir sind außerdem eine der bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt beträgt 4.700 Euro, der Durchschnittslohn 3.350 Euro und der Mindestlohn liegt bei 2.090 Euro. Die realen Löhne und Gehälter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % über KV.
Eines ist aber klar: wenn wir in einer der größten Krisen seit Jahrzehnten die Lohnkosten für die Betriebe übermäßig erhöhen, dann schwächt das die Unternehmen und es kostet am Ende viele Arbeitsplätze. 
Wir müssen berücksichtigen, dass wir 80 % unserer Produkte auf den Weltmärkten verkaufen und die nehmen keine Rücksicht auf die Inflation in Österreich, im Gegenteil, die Inflation ist in vielen Ländern Europas meist sogar etwas niedriger. Das ist leider ein Faktum.

Der Mindestlohn in unserer Branche liegt mit über 2.090 EUR bereits weit darüber und die Forderung ist für uns daher irrelevant.

Sämtliche Regelungen des Kollektivvertrags gelten auch danach vollinhaltlich weiter. Sollte es zu einer Einigung kommen, wovon wir ausgehen, werden vereinbarte Lohn- und Gehaltserhöhungen in der Regel rückwirkend umgesetzt.

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