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Industrie kĂ€mpft weiterhin mit FachkrĂ€ftemangel – HTL-Absolvent:innen dringend gesucht

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Ein Mann beim Programmieren an der Bedienungskonsole einer Maschine

© Shutterstock

PRESSEINFORMATION

Bis 2030 fehlen bis zu 16.000 FachkrÀfte in der Industrie

Wien, 04.09.2025 – Die heute veröffentlichte Studie â€žHTL-Qualifikationen fĂŒr die österreichische Industrie“, beauftragt vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI), dem Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI), dem Österreichischen Verband fĂŒr Elektrotechnik (OVE) und der Industriellenvereinigung (IV), zeigt eine zentrale Schwachstelle des heimischen Arbeitsmarkts: den eklatanten Mangel an HTL-Absolvent:innen. Die Analyse des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) zeigt nicht nur das Ausmaß der derzeit bestehenden LĂŒcke, sondern gibt auch einen Ausblick auf den sich verschĂ€rfenden Mangel an FachkrĂ€ften mit HTL-Hintergrund bis 2030. Die Studienergebnisse unterstreichen die strategische Bedeutung der Ausbildungsform Höhere Technische Lehranstalt als RĂŒckgrat der technisch-industriellen Qualifikation in Österreich.

„Die Innovationskraft unserer Mitgliedsbetriebe basiert unter anderem auf den gut ausgebildeten HTL-Absolvent:innen. Ein weiterer RĂŒckgang bei der Zahl der AbschlĂŒsse wĂŒrde unseren Standort noch weiter schwĂ€chen. Die Politik ist jetzt gefordert, die nötigen Ressourcen – vor allem auch ausreichend qualifizierte LehrkrĂ€fte – bereitzustellen. Nur mit genĂŒgend gut ausgebildeten FachkrĂ€ften können Unternehmen ihre Innovationskraft erhalten und damit den Wohlstand sichern“, sagt Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie.

Im Rahmen der Studie wurden das bestehende HTL-Ausbildungsangebot in Österreich sowie der FachkrĂ€ftebedarf in der Industrie auf regionaler Ebene untersucht: Wie gut passen Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt zusammen und wo bestehen Potenziale fĂŒr den Ausbau. ErgĂ€nzend flossen Interviews mit Personalverantwortlichen ein, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen aus betrieblicher Sicht zu beleuchten.

Kernbereiche besonders betroffen
Derzeit fehlen der Industrie österreichweit rund 10.000 HTL-Absolvent:innen – bis 2030 könnte dieser Mangel auf bis zu 16.000 anwachsen. Besonders betroffen sind jeweils die Kernbereiche der untersuchten Branchen: In der Elektro- und Elektronikindustrie fehlen aktuell insgesamt 3.400 HTL-Absolvent:innen. Davon entfallen rund 38 Prozent, das sind etwa 1.300 FachkrĂ€fte, auf die Kompetenzfelder Elektronik und Elektrotechnik im engeren Sinn. In der Metalltechnischen Industrie fehlen insgesamt 3.600 HTL-Absolvent:innen, davon entfĂ€llt rund ein Drittel (etwa 1.200 Personen) auf die Kompetenzfelder Metalltechnik und Elektrotechnik. Hinzu kommt in beiden Industriesparten ein wachsender Bedarf an IT-FachkrĂ€ften mit HTL-Background – aktuell fehlen hier rund 900 FachkrĂ€fte –, der durch den digitalen Wandel zusĂ€tzlich befeuert wird.

FachkrĂ€ftemangel bleibt hochaktuell – trotz KonjunkturschwĂ€che
„Die Ergebnisse der Studie bestĂ€tigen, was unsere Mitgliedsbetriebe seit Jahren erleben: Der FachkrĂ€ftemangel ist lĂ€ngst RealitĂ€t. Es fehlt an entscheidenden Kompetenzen zur Aufrechterhaltung des industriellen KerngeschĂ€fts – und damit an der FĂ€higkeit, die heimische Marktposition zu sichern. Auch wenn derzeit in einzelnen Branchen Stellen abgebaut werden, bleibt der FachkrĂ€ftemangel hochaktuell. Die Studie belegt: Wir mĂŒssen jetzt handeln, damit wir den Bedarf auch in Zukunft decken können, denn Ausbildungen brauchen Zeit“, sagt Wolfgang Hesoun, Obmann des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie.

„Qualifizierte FachkrĂ€fte sind eine wesentliche Voraussetzung fĂŒr eine erfolgreiche Energiewende, eine nachhaltige Wirtschaft und einen starken Wirtschaftsstandort. Die HTL-Ausbildung nimmt hier eine besonders wichtige Rolle ein. Wir mĂŒssen daher in die Zukunft investieren und diese Ausbildungsform weiter stĂ€rken“, bekrĂ€ftigt auch OVE-PrĂ€sident Gerhard Fida.

HTL-Ausbildung als RĂŒckgrat der Industrie
Die Studie zeigt deutlich, dass die HTL-Ausbildung ein unverzichtbarer Bestandteil des technisch-qualifizierenden Ausbildungssystems in Österreich ist. Große Bedeutung wird der Kombination aus Theorie- und Praxisbezug im Technikbereich zugeschrieben, stark gefragt sind auch ĂŒberfachliche Kompetenzen wie Englischkenntnisse, Projektmanagement-Skills und TeamfĂ€higkeit. Gleichzeitig ist die HTL-Ausbildung ein SchlĂŒssel zur Innovationskraft der Industrie: Sie bringt nicht nur dringend benötigte FachkrĂ€fte hervor, sondern schafft auch die Grundlage fĂŒr die technologische Weiterentwicklung und langfristige WettbewerbsfĂ€higkeit.

Regionale Unterschiede
Aktuell bleibt österreichweit jede vierte Stelle in diesem Bereich unbesetzt. Der Mangel an HTL-FachkrĂ€ften ist in allen BundeslĂ€ndern gegeben, jedoch regional unterschiedlich ausgeprĂ€gt. In Wien fehlen in absoluten Zahlen aktuell rund 2.400 HTL-Absolvent:innen – das ist der höchste Bedarf im gesamten Bundesgebiet, dahinter folgen Oberösterreich (1.950) und die Steiermark (1.500). Gleichzeitig sind die westlichen BundeslĂ€nder wie Tirol und Vorarlberg mit einem stĂ€rkeren relativen Mangel von bis zu 26 Prozent konfrontiert – also dem Anteil an offenen Stellen, den Unternehmen trotz intensiver BemĂŒhungen nicht besetzen können. Der Blick in die Zukunft zeigt, dass sich die Situation weiter zuspitzen wird: Bis 2030 werden voraussichtlich bereits rund 40 Prozent der benötigten FachkrĂ€fte mit fundierter HTL-Ausbildung fehlen. 

Ost-West-GefÀlle auch bei Ausbildung
Nicht nur beim FachkrĂ€ftebedarf, sondern auch hinsichtlich der VerfĂŒgbarkeit passender HTL-Ausbildungen zeigt sich ein Ost-West-GefĂ€lle. Hotspots mit besonders relevanten HTL-Ausbildungen und spezifischen Schwerpunkten fĂŒr die Industrie finden sich vorrangig im Nordosten und SĂŒden Österreichs – Wien und Mödling stechen als zentrale Regionen hervor. Im Westen hingegen fehlen spezialisierte HTL-Standorte, was das bestehende Ost-West-GefĂ€lle kĂŒnftig weiter verschĂ€rft. In Salzburg, Tirol und Vorarlberg werden gemeinsam und in Summe nur 15 Prozent des gesamten HTL-FachkrĂ€ftepools ausgebildet.

„Mit der HTL verfĂŒgt Österreich ĂŒber ein Standortasset der Extraklasse, um das wir auf der ganzen Welt beneidet werden. Eine Schule, deren Absolventinnen und Absolventen von der Industrie mit Bestnoten beurteilt werden und in manchen TĂ€tigkeitsbereichen klar mit den Hochschulen mithalten können. Wir befinden uns heute im Technologiezeitalter, Technik und Innovation sind die WĂ€hrung der Zukunft. Als `Technikschule der Zukunft` mĂŒssen wir die HTL daher im Rahmen einer umfassenden FachkrĂ€ftestrategie stĂ€rken und im Sinne des +20% MINT-Zieles der Bundesregierung entlang einer Roadmap ausbauen“, so Georg Knill, PrĂ€sident der Industriellenvereinigung. 

Studie verdeutlicht Handlungsbedarf
Der demographische Wandel und der zunehmende Wettbewerb zwischen den Branchen verschĂ€rfen die Lage zusĂ€tzlich. Unternehmen können diese Herausforderungen nicht allein bewĂ€ltigen. Es braucht gezielte politische und bildungspolitische Maßnahmen zur StĂ€rkung und zum Ausbau der HTL, um die WettbewerbsfĂ€higkeit der Industrie durch gut ausgebildete FachkrĂ€fte zu sichern. 

Über den FMTI – Fachverband Metalltechnische Industrie
Die Metalltechnische Industrie (MTI) ist Österreichs stĂ€rkste Branche und bildet das RĂŒckgrat der heimischen Industrie. Sie erwirtschaftet einen Produktionswert von rund 45,2 Milliarden Euro (2024), beschĂ€ftigt direkt rund 135.000 Menschen und sichert damit indirekt bis zu 300.000 ArbeitsplĂ€tze in Österreich. Die exportorientierte Branche ist mittelstĂ€ndisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienunternehmen und ist fĂŒr ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich.
Insgesamt sind im Fachverband Metalltechnische Industrie ĂŒber 1.100 Unternehmen vertreten, die unter anderem in den Bereichen Maschinenbau, Metallwaren, Anlagenbau, Stahlbau und Gießerei tĂ€tig sind. Rund 800 davon haben ihren Produktionsschwerpunkt in der Metalltechnischen Industrie und wenden den Kollektivvertrag der MTI an.
Der Fachverband Metalltechnische Industrie ist einer der grĂ¶ĂŸten Wirtschafts- und ArbeitgeberverbĂ€nde Österreichs und eine eigenstĂ€ndige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.
www.metalltechnischeindustrie.at/

Obmann: Mag. Christian Knill
GeschĂ€ftsfĂŒhrerin: Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
RĂŒckfragen: Mag. Harald Rankl, T +43/5/90900–3479, E rankl@fmti.at

Über den FEEI – Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie
Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie vertritt in Österreich die Interessen des drittgrĂ¶ĂŸten Industriezweigs mit rund 300 Unternehmen, rund 72.500 BeschĂ€ftigten und einem Produktionswert von 23,4 Milliarden Euro (Stand 2024). Gemeinsam mit seinen Netzwerkpartnern – dazu gehören u. a. die Fachhochschule Technikum Wien, UFH, die Plattform Industrie 4.0, Forum Mobilkommunikation (FMK), der Verband Alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT) und der Verband der Bahnindustrie – ist es das oberste Ziel des FEEI, die Position der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie im weltweit gefĂŒhrten Standortwettbewerb zu stĂ€rken.
www.feei.at

Obmann: Ing. Wolfgang Hesoun
GeschĂ€ftsfĂŒhrerin: Mag. Marion Mitsch
RĂŒckfragen: MMag. Katrin PrĂŒller-Nußbaumer, T +43/1/588 39-63, M +43/664/619 2509, E prueller-nussbaumer@feei.at

Über den OVE
Der OVE Österreichischer Verband fĂŒr Elektrotechnik gestaltet als unabhĂ€ngige Branchenplattform die Zukunft der Elektrotechnik und Informationstechnik aktiv mit. Der OVE vernetzt Industrie und Gewerbe, Energiewirtschaft, Wissenschaft und Forschung sowie Anwender:innen und fördert mit zahlreichen Weiterbildungsangeboten und Nachwuchsinitiativen den Erfolg der Branche. Als elektrotechnische Normungsorganisation sowie mit seinen weiteren Kernbereichen Zertifizierung und Blitzforschung vertritt der Verband die österreichischen Interessen offiziell in internationalen Gremien. FĂŒr weitere Informationen besuchen Sie unsere Website
www.ove.at.

PrĂ€sident: Gerhard Fida
GeneralsekretĂ€r: Dipl.-Ing. Peter Reichel
RĂŒckfragen: Mag. Cornelia Schaupp, T +43/1/587 6373–534, M +43/664/968 04 76, E c.schaupp@ove.at

Über die IV
Die Industriellenvereinigung (IV) ist die freiwillige und unabhĂ€ngige Interessenvertretung der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren. Als anerkannter Partner der Politik arbeitet sie an der positiven Weiterentwicklung Österreichs. Die IV vertritt die Anliegen ihrer aktuell mehr als 5.000 Mitglieder aus produzierendem Bereich, Kreditwirtschaft, Infrastruktur und industrienaher Dienstleistung in den BundeslĂ€ndern, auf Bundesebene und in Europa als Mitglied des Arbeitgebersozialpartners Business Europe. Effizient aufgestellt ist die IV fĂŒr ihre Mitglieder eine Plattform fĂŒr die Mitgestaltung in industrie-, wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen.
www.iv.at

PrÀsident: Georg Knill
GeneralsekretĂ€r: Mag. Christoph Neumayer
RĂŒckfragen: Marlena Mayer, BA, T +43/1/711 35-2315, E marlena.mayer@iv.at