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Maschinen- und Metallwarenindustrie – kein Aufschwung in Sicht

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Rückgang bei Produktion, Stagnation bei Auftragseingängen. Bekenntnis zum Standort und bessere Rahmenbedingungen gefordert

 

  • Maschinen- und Metallwarenindustrie (MMI) bilanziert 2015 erneut ohne Wachstum
  • Produktionswert stagnierte bei 33,4 Milliarden Euro (+ 0,2 % nominell; - 0,7 % preisbereinigt im Vergleich zur Vorjahresperiode)
  • Auftragseingänge lagen bei 29,5 Milliarden Euro und erzielten preisbereinigt nur ein mageres Plus von 0,3 % (nominell 1,2 %)

(Wien, 28. April 2016) „Das vergangene Jahr war durchwachsen und auch die ersten Einschätzungen für 2016 geben keinen Anlass für Optimismus“, berichtet Christian Knill, Obmann des Fachverbandes der Maschinen-, Metallwaren- und Gießereiindustrie (FMMGI). Die aktuellen Daten für 2016 zeigen zwar eine noch stabile Auftragslage im Maschinenbau, die Metallwarenbranche befindet sich aber in der Rezession. Für die zweite Jahreshälfte geht der Trend in der Metallware in Richtung Stabilisierung, im Maschinenbau befürchten die Unternehmen einen Rück-gang. „Die Stagnation beziehungsweise Seitwärtsbewegung unserer Branche hält auch 2016 weiter an und es gibt im Moment keine Anhaltspunkte für eine Verbesserung der Situation“, so Knill.

Exporte retten MMI vor Abschwung, Geschäft mit Russland bricht ein
Lediglich bei den Exporten war 2015 ein Plus von 3,7 % (preisbereinigt + 2,8 %) zu verzeichnen. Insgesamt 78 % der heimischen Produktion gingen ins Ausland. „Die positive Exportbilanz rettet uns - wie auch 2014 - vor einem echten Abschwung. Gravierend schlugen allerdings die Exporteinbrüche nach Russland von fast 50 % zu Buche. Russland fiel 2015 erstmals aus den Top-10 Handelspartnern“, so Knill. Kompensiert wurde dieser Rückgang vor allem von Nicht-EU-Staaten, allen voran den USA. Der wichtigste Kernmarkt bleibt neben Amerika weiterhin Deutschland. Bei den USA ist zu berücksichtigen, dass der Zuwachs auch auf Währungseffekte zurückzuführen ist.

Strukturbruch in der Beschäftigung, Arbeitskosten explodieren
Durch enorme Anstrengungen der Unternehmen konnten trotz Wirtschafts- und Finanzkrise die Arbeitsplätze in der Maschinen- und Metallwarenindustrie in den letzten Jahren erhalten wer-den. Der Produktionswert ist seit 2012 rückläufig, die Beschäftigung blieb trotzdem hoch. „Seit 2014 ist aber auch in unserer Branche wieder ein Negativtrend festzustellen. Die Anzahl der Beschäftigten sank 2015 im Vergleich zum Vorjahresniveau um 1,4 % auf rund 118.100. Hier macht sich ein echter Strukturbruch bemerkbar“, betont Knill. Viele Gründe dafür sind hausgemacht: Österreich gehört zu den Ländern mit den am stärksten wachsenden industriellen Arbeitskosten. Zwischen 2007 und 2014 ist ein Anstieg von 23,07 % zu verzeichnen. Auch die Lohnstückkosten erhöhen sich seit Jahren schneller als jene der Mitbewerber, seit 2008 um stolze + 15,9 %, im EU-Schnitt stiegen sie vergleichsweise nur um 9,8 %, in der Schweiz um 3,5 %. „Diese Entwicklungen tragen wesentlich zu der laufenden Verschlechterung unserer Wettbewerbsfähigkeit bei“, so Knill.

Unternehmen investieren immer weniger im Inland
Österreich leidet darüber hinaus unter einem massiven Rückgang bei den Neuinvestitionen, da in- und ausländische Unternehmen ohne langfristiges Vertrauen nicht bereit sind, in den österreichischen Wirtschaftsstandort zu investieren. Die Nettoinvestitionsquote sinkt seit Jahren und ist von 12 % auf 5 % gefallen. Parallel dazu stagnieren auch die Bruttoinvestitionen (Nettoinvestitionen plus Abschreibungen). „Ohne Neuinvestitionen fehlt uns der Kapitalstock für künftigen technischen Fortschritt, uns entgleitet die Basis für Wirtschaftswachstum. Es ist alarmierend, dass mittlerweile 80 % der Bruttoinvestitionen nur noch aus Abschreibungen bestehen“, so Knill.

Dringender Handlungsbedarf für den Industriestandort
Die MMI ist Österreichs stärkste Branche, das Rückgrat der industriellen Produktion und sichert indirekt über 250.000 Arbeitsplätze. „Der schleichende Abwärtstrend ist eine enorme Gefahr für Österreich. Aber es gibt Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun“, meint Knill. Dafür braucht es rasch Reformen in folgenden Bereichen: eine echte und deutliche Senkung der Arbeitskosten (Lohnnebenkosten), steuerliche Entlastung für Betriebe durch eine Steuerreform II, Entbürokratisierung der regulatorischen Rahmenbedingungen und radikale Vereinfachungen im Steuerrecht nach dem Prinzip one-in, two-out. Für jede neue Regelung sollten zwei alte Regelungen verschwinden.

„Wir brauchen ein klareres Bekenntnis der Politik zum Industriestandort Österreich, eine ge-meinsame Kraftanstrengung von Betrieben und Arbeitnehmervertretungen sowie mehr Mut von den politischen Entscheidungsträgern“, so Knill abschließend.

Downloads:
Daten und Fakten:
http://www.fmmi.at/fileadmin/content/Dokumente/Zahlen_Daten_Fakten/FMMI_Zahlen_nach_Kammersystematik_Jahr2015.pdf
Weitere Grafiken und Materialien:
http://www.fmmi.at/presse-aktuelles/presseaussendungen/aktuelle-grafiken/
Fotos Christian Knill:
http://www.fmmi.at/presse-aktuelles/bilder-und-downloads/
Branchenfotos MMI:
http://www.fmmi.at/presse-aktuelles/bilder-und-downloads/branchenbilder/

Über den FMMGI
Die Maschinen-, Metallwaren- und Gießereiindustrie umfasst in Österreich alle Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei. Mit über 1.200 Unternehmen und 118.000 Beschäftigten erwirtschaftete die Maschinen- und Metallwarenindustrie im Jahr 2015 einen Produktions-wert von 33,4 Milliarden Euro. Die Gießereiindustrie mit 7.000 Beschäftigten erzielte einen Produktionswert von 1,5 Milliarden Euro. Die mittelständisch strukturierte Branche stellt das Rückgrat der industriellen Beschäftigung in Österreich dar.
Oberstes Ziel des Fachverbandes ist die Mitwirkung an der Gestaltung von maßgeblichen rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um den erfolgreichen Fortbestand der Unternehmen der Maschinen-, Metallwaren- und Gießereibranche im internationalen Wettbewerb zu sichern.

Rückfragen
Dr. Berndt-Thomas Krafft
Fachverband der Maschinen-, Metallwaren- und Gießereiindustrie
Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
Telefon +43 (0)5 90 900-3482
E-Mail: krafft@fmmi.at

 


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