DenkanstöĂe der Maschinen- und Metallwaren Industrie zu KV-Verhandlungen
Wien, 13.10. 2014
Die Unternehmen der österreichischen Maschinen- und Metallwaren Industrie (MMI) kĂ€mpfen mit immer stĂ€rkerer globaler Konkurrenz, sinkenden ErtrĂ€gen, unsicherer Auftragslage und immer höheren Kosten. Erstmals seit Jahren sank 2014 auch die BeschĂ€ftigung in der Branche, die als Zulieferindustrie von der schwĂ€chelnden internationalen Konjunktur abhĂ€ngt. Keine Zeit fĂŒr weitere Kostentreiber wie die von den Gewerkschaften geforderte Freizeitoption, sagt der Fachverband FMMI und erwartet in der morgigen dritten KV-Verhandlungsrunde vom Sozialpartner mehr RealitĂ€tssinn und Lösungsorientierung. Dazu gehört auch eine intelligente, gesamtwirtschaftliche Strategie angesichts einer im Europavergleich sehr hohen Inflation, die von ĂŒberzogenen öffentlichen GebĂŒhren und teurem Wohnraum angeheizt wird.
âEs gab Meldungen, wonach die Gewerkschaften heuer weniger Geld und dafĂŒr mehr Freizeit fordern. Das ist ein Irrtum. TatsĂ€chlich sollen die Arbeitnehmer zwischen einer Gehalts- oder Lohnerhöhung oder mehr Freizeit wĂ€hlen könnenâ, meint FMMI-Obmann Christian Knill. Das wĂŒrde aber ebenso höhere Kosten bedeuten - denn wenn ein Mitarbeiter bis zu 1,5 Wochen im Jahr mehr Urlaub hat, wĂŒrden in aller Regel Ăberstunden anfallen, um seine Leistung zu ersetzen.
Was auf dem Etikett steht, ist nicht drin, denn die Freizeitoption kann vor allem das nicht, was die Gewerkschaften als ihren gröĂten Vorteil preisen: ArbeitsplĂ€tze schaffen. âDie Arbeit in unserer Branche ist nicht beliebig verteilbar, weil sie Spezialwissen und laufendes Mitlernen erfordert. Man kann die österreichische Jobmisere also nicht auf dem RĂŒcken der MMI lösenâ, so Knill.
Ăsterreich ist in Europa schon unter den Top 3 bei der bezahlten aber nicht geleisteten Arbeitszeit und hat die am schnellsten steigenden Arbeitskosten im Euroraum. In der MMI werden von rund 2002 Stunden bezahlter Jahresarbeitszeit de facto nur rund 1.600 Stunden geleistet. âWir dĂŒrfen die Arbeitskosten nicht noch weiter steigern und die FlexibilitĂ€t der Betriebe zusĂ€tzlich einschrĂ€nken, wenn wir wettbewerbsfĂ€hig bleiben wollen. Das wĂ€re ein Anschlag auf die BeschĂ€ftigung in unserer Brancheâ, so Knill, der die Gewerkschaftsvertreter auffordert, den Traum von der Insel der Seligen loszulassen und im Ăsterreich von heute anzukommen. âWas wir brauchen, ist eine echte Flexibilisierung der Arbeitszeit. Die Freizeitoption ist das Gegenteil. Wohin solche MaĂnahmen eine Wirtschaft bringen, sieht man am Beispiel Frankreich, wo permanent Betriebe zusperren mĂŒssen und laufend Jobs verloren gehen. Ich glaube nicht, dass sich unsere Mitarbeiter das wĂŒnschen.â
Inflation betrifft alle und muss gemeinsam bewÀltigt werden
Die Mitbewerber der MMI arbeiten in LĂ€ndern mit weit niedrigeren Teuerungsraten. Im europĂ€ischen Durchschnitt liegt die Inflation rund 1 % unter der österreichischen. Wenn die Betriebe die österreichische Inflation ĂŒber Lohn- und Gehaltserhöhungen ausgleichen sollen, produzieren sie im Vergleich zur Konkurrenz noch einmal teurer als bisher schon. Die Schere bei den Arbeitskosten ginge dann fĂŒr die Betriebe noch weiter auseinander. âDie Rechnung geht sich einfach nicht mehr aus, wenn wir Arbeit in Ăsterreich immer teurer machen. Wir mĂŒssen alle zusammenarbeiten und viele Hebel umlegen, um die Kaufkraft der BeschĂ€ftigten zu stĂ€rken. Das schaffen wir sicher nicht, indem wir AuftrĂ€ge vertreiben und Jobs vernichten. Wir brauchen also eine realistische Lohn- und Gehaltserhöhungâ, gibt Knill die Richtung fĂŒr die dritte KV-Runde des FMMI vor und verweist darauf, dass nach dem KV-Abschluss die GesprĂ€che zur Arbeitszeitflexibilisierung wieder aufgenommen werden mĂŒssen.
Anhang: Zahlen und Fakten zur MMI
âąDie Maschinen- & Metallwaren Industrie unterscheidet sich wesentlich von anderen Branchen und braucht geeignete, spezifische Rahmenbedingungen. Dem trĂ€gt der FMMI durch eigenstĂ€ndige und direkte KV-Verhandlungen Rechnung.
âąDie BeschĂ€ftigten der MMI stehen nicht am Hochofen, sie sind Spezialisten, die z. T. in Handarbeit Kleinstserien oder Einzelanfertigungen statt Massenware herstellen und erfolgreich Nischen auf internationalen MĂ€rkten bearbeiten. Als zentraler Teil der Wertschöpfungskette in der österreichischen Industrie ist die MMI verantwortlich fĂŒr rund 1/4 des gesamten Produktionswertes und investiert rund 800 Mio. Euro pro Jahr in Forschung und Entwicklung.
âąDie MMI ist eine der SchlĂŒsselindustrien am Standort Ăsterreich. Mit derzeit knapp unter 120.000 BeschĂ€ftigten in 1.200 Unternehmen stellt sie ĂŒber 30 % der industriellen ArbeitsplĂ€tze.
âąDie Branche ist besonders personalintensiv. Im Durchschnitt weisen die FMMI-Mitglieder eine Lohntangente (Personalaufwand an der Betriebsleistung) von rund 25 % auf. Nicht wenige liegen aber weit darĂŒber. Es gibt in der Branche auch Lohntangenten von bis zu 75 % und mehr.
âąDer âFaktor Menschâ ist in der MMI wesentlich. Die BeschĂ€ftigungszahlen stiegen wĂ€hrend der letzten 10 Jahre entgegen allen Trends in der Gesamtindustrie. Heute stellt die MMI rd. 30 % aller industriellen ArbeitsplĂ€tze. Allerdings musste im Juni 2014 ein BeschĂ€ftigungsminus von rund 1,6 % verzeichnet werden.
âąAuch in Krisenzeiten wurden ĂŒberdurchschnittliche viele Mitarbeiter in den Betrieben gehalten, gröĂtenteils auf Kosten der Arbeitgeber. WĂ€hrend der Produktionswert in der letzten Krise um ĂŒber 20 % fiel, sank die BeschĂ€ftigung um nur ca. 4 %.
âąRund 40 % aller Industrielehrlinge entfallen auf die MMI, die zahlreiche Initiativen setzt, um Lehrlinge und FachkrĂ€fte zu gewinnen, MĂ€dchen und Frauen in technische Berufe zu holen etc.
âąDie Branche der Maschinenbauer ist mehrheitlich kleinteilig strukturiert. Rund 80 % der FMMI-Mitglieder sind KMU (unter 250 Mitarbeiter). Ăber 85 % der Betriebe sind Familienunternehmen. Diese sind hĂ€ufig die gröĂten Arbeitgeber in der Region und ĂŒber Generationen am Standort.
âąNur 1,5 % der rund 1.200 Betriebe sind börsennotiert.
âąSchon aufgrund ihrer Geschichte und Strukturen denken die Unternehmen langfristig. Gewinne werden in der Regel in das Unternehmen, den Standort bzw. in die Mitarbeiter reinvestiert.
Der Fachverband der MASCHINEN & METALLWAREN Industrie ist die gesamtösterreichische Vertretung aller Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau und Metallwaren, die im Jahr 2013 gemeinsam einen Produktionswert von 34,5 Milliarden Euro erwirtschafteten. Die mittelstĂ€ndisch strukturierte Branche stellt mit rund 1.200 Unternehmen und knapp unter 120.000 BeschĂ€ftigten das RĂŒckgrat der industriellen BeschĂ€ftigung in Ăsterreich dar. Oberstes Ziel des Fachverbandes ist die Mitwirkung an der Gestaltung von maĂgeblichen rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um den erfolgreichen Fortbestand der Unternehmen der Maschinen- und Metallwarenbranche im internationalen Wettbewerb und ArbeitsplĂ€tze zu sichern.
RĂŒckfragen:
Dr. Berndt-Thomas Krafft, Fachverband MASCHINEN & METALLWAREN Industrie
Wiedner HauptstraĂe 63, 1045 Wien
Telefon: +43 (0)5 90 900-3482
E-Mail: krafft@fmmi.at