KV-Verhandlungen des FMMI nach dritter Runde unterbrochen
Wien, 14. 10. 2014
Maschinenbauer enttĂ€uscht ĂŒber mangelnde Einsicht der Gewerkschaft zu Notwendigkeit der Standortsicherung
Die fast achtstĂŒndigen Verhandlungen von FMMI und Gewerkschaften endeten heute ohne Abschluss. Als Stolpersteine fĂŒr die erhoffte KV-Einigung haben sich einerseits die Freizeitoption und andererseits die Gewerkschaftsforderung nach einer Abgeltung der im internationalen Vergleich extrem hohen österreichischen Inflation im Rahmen der Lohn- und Gehaltserhöhungen erwiesen. VerĂ€rgert ist der FMMI ĂŒber die bereits vor dieser Verhandlungsrunde von den Gewerkschaften fĂŒr Donnerstag einberufenen Betriebsversammlungen und fordert ein Ende der Theatralik.
Die österreichische Maschinen- und Metallwaren Industrie (MMI) lebt vom Export, weit ĂŒber 80 % ihrer Produktion gehen ins Ausland. Umso stĂ€rker spĂŒrt sie daher den Kostendruck im internationalen Wettbewerb - eine extrem schwierige Ausgangslage fĂŒr eine Industrie in jenem Land mit den am schnellsten wachsenden Arbeitskosten der Eurozone.
Ein Abschluss auf Basis der österreichischen Inflationsrate wĂ€re daher eine unzumutbare Belastung. Die Teuerung in Ăsterreich betrĂ€gt mehr als das Dreifache des EU-Schnitts. Unter den Mitbewerbern der MMI hat Deutschland derzeit mit 0,8 % die höchste Inflation, aber weniger als halb so viel wie Ăsterreich. Tschechien liegt bei 0,7 %, Frankreich bei 0,5 %, Italien und Slowakei sogar bei -0,2 %. âWĂŒrden wir unsere heimische Teuerung voll abgelten, kĂ€me es zu einer weit ĂŒberproportionalen Erhöhung unserer Arbeitskostenâ, so FMMI-Verhandler Veit Schmid-Schmidsfelden. âUnsere Erhöhung, zu der wir natĂŒrlich stehen, muss sich auch an den AbschlĂŒssen unserer Nachbarn orientieren â ein deutlich höherer Abschluss als etwa in Deutschland oder Italien wĂŒrde uns WettbewerbsfĂ€higkeit und damit Jobs kosten. Die Unternehmen können die Abgeltung nicht stemmen â es braucht eine politische Lösung. AuĂerdem wird die Inflation ja vor allem vom Staat angeheizt - mit extrem hohen GebĂŒhren, gestiegenen Mobilfunkkosten nach der Versteigerung der Lizenzen usw.â
Aufhören mĂŒsse man laut Schmid-Schmidsfelden auch mit der Behauptung, die Betriebe wĂŒrden fleiĂig Gewinne an AktionĂ€re ausschĂŒtten und das Management ĂŒberbezahlen: âUnsere Zahlen sagen das Gegenteil, wir sind eine Branche mit 80 % KMU. Vielleicht muss man das ausschreiben, damit die Botschaft ankommt: Es geht uns um die Klein- und Mittelbetriebe. Viele der BetriebsrĂ€te, die uns gegenĂŒber sitzen, kommen aus sehr groĂen Betrieben, die ganz anders funktionieren. Offenbar verstehen sie unsere Branche deshalb nicht und vergleichen hartnĂ€ckig Ăpfel mit Birnen. Damit werden aber Vorurteile auf Kosten der vielen KMU geschĂŒrt, die kĂ€mpfen. Auch deshalb verhandeln wir eigenstĂ€ndig.â
Freizeitoption ist vom Verhandlungstisch
Die Freizeitoption der Gewerkschaften lehnt der FMMI nach wie vor ab. Sie wĂŒrde die Maschinenbauer kostenmĂ€Ăig massiv belasten und noch dazu ihre FlexibilitĂ€t weiter einschrĂ€nken. Aufgesparte Freizeit zur falschen Zeit konsumiert wĂŒrde bedeuten, dass entweder mögliche AuftrĂ€ge nicht angenommen werden könnten oder zusĂ€tzliche Ăberstunde anfallen wĂŒrden. âDass sie ArbeitsplĂ€tze bringen wĂŒrde, ist eine MĂ€r. Im Gegenteil â in unserer Branche wĂŒrde sie Jobs vernichten. Wir brauchen eine echte Flexibilisierung, die wird uns ab dem KV-Abschluss wieder beschĂ€ftigenâ, begrĂŒndet Schmid-Schmidsfelden das Nein der Arbeitgeber zu dieser Gewerkschaftsforderung.
Der Druck auf die MMI wÀchst bestÀndig
Der Obmann der Maschinenbauer, Christian Knill, erlĂ€utert dazu noch einmal, warum dem Fachverband extrem wenig Spielraum fĂŒr Lohn- und Gehaltserhöhungen und andere Vereinbarungen bleibt: âUnsere Produktion lag zur JahreshĂ€lfte bei - 3 %, die AuftrĂ€ge bei - 2,3 %. Sogar die BeschĂ€ftigung ist schon um - 1,6 % gesunken. Das ist ein Alarmzeichen, noch dazu zeigen alle Trends fĂŒr das zweite Halbjahr weiter nach unten â wir mĂŒssen uns noch fĂŒr weit schlechtere Zeiten aufstellen.â Steigende Akquisekosten, extreme Auftragsschwankungen und sinkende ErtrĂ€ge sind die RealitĂ€t der Branche, die heute noch der gröĂte Industriebereich in Ăsterreich ist.
Knill appelliert daher an den RealitĂ€tssinn der Gewerkschaften: âDer Standort Ăsterreich braucht jetzt Weichenstellungen, die langfristig AuftrĂ€ge und damit BeschĂ€ftigung sichern und die Industrie vor einer weiteren Erosion schĂŒtzen. Die Betriebsversammlungen der Gewerkschaften sind kontraproduktiv und angesichts der dramatischen Lage verantwortungslos, aber an unserem Verhandlungsauftrag Ă€ndern Sie nichts.â
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Der Fachverband der MASCHINEN & METALLWAREN Industrie ist die gesamtösterreichische Vertretung aller Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau und Metallwaren, die im Jahr 2013 gemeinsam einen Produktionswert von 34,5 Milliarden Euro erwirtschafteten. Die mittelstĂ€ndisch strukturierte Branche stellt mit rund 1.200 Unternehmen und knapp unter 120.000 BeschĂ€ftigten das RĂŒckgrat der industriellen BeschĂ€ftigung in Ăsterreich dar. Oberstes Ziel des Fachverbandes ist die Mitwirkung an der Gestaltung von maĂgeblichen rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um den erfolgreichen Fortbestand der Unternehmen der Maschinen- und Metallwarenbranche im internationalen Wettbewerb und ArbeitsplĂ€tze zu sichern.
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