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Revidierte Wachstumsdaten zeigen: Gewerkschaftsforderungen sind blauÀugig

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FrÀsmaschine beim FrÀsen eines FrÀsen von WellenblÀttern

PRESSEINFORMATION

KV-Abschluss 2017 in Metalltechnischer Industrie zu hoch, Reallohngewinne auf Kosten der WettbewerbsfÀhigkeit

 

(Wien, 30. September 2018) Am Dienstag, dem 2. Oktober, werden die Verhandlungen fĂŒr den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie fortgesetzt. Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, sieht sich angesichts der neuen Wirtschafts-
prognosen bestĂ€tigt: „Wir haben seit einigen Tagen den Nachweis fĂŒr unsere bisherige Argumentation. Zum einen zeigen die aktuellen Prognosen fĂŒr die Weltwirtschaft nach unten, vor allem in Deutschland, unserem wichtigsten Exportmarkt, sinken die Erwartungen nachhaltig. Zum anderen hat die Statistik Austria die tatsĂ€chlichen Wachstumszahlen fĂŒr 2017 deutlich nach unten revidiert. Die KV-AbschlĂŒsse der letzten Jahre sind daher offensichtlich zu hoch ausgefallen. Das mĂŒssen wir heuer korrigieren.“

 

Hatte das WIFO im Herbst 2017 noch ein Wachstum von 3 % prognostiziert — auf dieser Basis wurden die KV-Verhandlungen gefĂŒhrt —, betrug das tatsĂ€chliche Wachstum schlussendlich
2,6 %, das ist um fast 15 % weniger als angenommen und zeigt, dass der Abschluss von 2017 mit 3 % zu hoch war. Gerade deshalb fordert der Fachverband fĂŒr diese Runde eine seriöse Diskussion auf Basis gesicherter Daten.

 

Fakten statt Mythen

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  • Die Inflation lag in den letzten 12 Monaten bei rund 2,1 %, die Prognosen gehen fĂŒr 2018 von rund 2 % aus.
  • Die ProduktivitĂ€t lag 2017 bei 1,1 % und wird durch die korrigierten Wachstumszahlen nun ebenso deutlich sinken; fĂŒr 2018 sind 1,4 % ProduktivitĂ€t prognostiziert.
  • Aber auch diese Zahlen werden wohl nicht halten, denn laut WIFO ist der Höhepunkt des Wirtschaftswachstums bereits Ende des vergangenen Jahres ĂŒberschritten worden und geht nun kontinuierlich zurĂŒck. Die aktuelle Wachstumsprognose fĂŒr 2018 liegt bei 3,2 % und es ist davon auszugehen, dass auch diese Zahlen demnĂ€chst nach unten revidiert werden.
  • Andere ProduktivitĂ€tszahlen fĂŒr die Branche sind keine seriöse Grundlage fĂŒr Lohnverhandlungen, da sie auf Basis von UmsĂ€tzen gerechnet sind. Der Umsatz ist aber kein Maßstab dafĂŒr, wie produktiv eine Branche ist. Die einzig sinnvolle Kennzahl fĂŒr Lohnverhandlungen ist daher traditionell die gesamtwirtschaftliche ProduktivitĂ€t.

 

Christian Knill: „Wir mĂŒssen unsere Verhandlungen daher immer bei Null beginnen. Erst wenn wir uns auf eine seriöse Datenbasis geeinigt haben, sprechen wir ĂŒber die Lohn- und Gehaltserhöhungen. Wenn man etwa die bewĂ€hrte ÂŽBenya-Formel` anlegt, die auf Inflation und gesamtwirtschaftlicher ProduktivitĂ€t basiert, sind wir von den geforderten 5 % meilenweit entfernt. Diese Forderung ist daher blauĂ€ugig und unseriös, sie vernichtet mittelfristig ArbeitsplĂ€tze. Wir stehen zu unserem Wort: es wird auch heuer einen fairen Abschluss geben. Aber wir akzeptieren keine rein politisch-populistischen Forderungen, dafĂŒr sehen wir uns nicht als Ansprechpartner.“

 

KaufkraftwĂŒnsche und Arbeitszeitgesetz richtig adressieren

 

Zu den in den letzten Tagen medial vorgebrachten WĂŒnschen und EinschĂ€tzungen der Bundesregierung

 

und des Nationalbank-Gouverneurs meint Knill: „Die Metalltechnische Industrie hat die vergangenen Jahre immer klare Reallohngewinne fĂŒr die BeschĂ€ftigten ermöglicht. Daher können wir diesen Wunsch fĂŒr unsere Branche nicht nachvollziehen. Dass die Kaufkraft der Menschen leidet, liegt vor allem an der hohen Steuerlast in Österreich, hier muss die Bundesregierung selbst liefern. Das den Unternehmen umzuhĂ€ngen wĂ€re fahrlĂ€ssig, schadet der WettbewerbsfĂ€higkeit und gefĂ€hrdet ArbeitsplĂ€tze.“ Zu den EinschĂ€tzungen des Nationalbank- Gouverneurs meint Knill: „Es ist sehr befremdlich, dass sich die Nationalbank hier einmischt, wir haben das auch deponiert. Seine Beurteilung ist fĂŒr uns außerdem nicht nachvollziehbar, denn bislang hat auch die Nationalbank nicht Inflation und Wachstum addiert, sondern die ProduktivitĂ€t der Gesamtwirtschaft im Auge gehabt. Diese Aussage scheint uns ebenso politisch und nicht ökonomisch begrĂŒndet.“

 

Die Zukunft liegt im KV 4.0

 

Die Metalltechnische Industrie hat mit dem Konzept des KV 4.0 einen Vorschlag entwickelt, der die Zukunft der Branche entscheidend prĂ€gen kann. Christian Knill: „Wir sollten uns mit Themen beschĂ€ftigen, die wirklich relevant sind, anstatt die KV-Verhandlungen als eine politische BĂŒhne fĂŒr Stellvertreter-Konflikte zu missbrauchen. Daher sage ich nochmals ganz klar: das neue Arbeitszeitgesetz hat keinen Einfluss auf den Kollektivertrag der Metalltechnischen Industrie, wir haben mit dem Zeitkontenmodell bereits eine gute Lösung umgesetzt. Wir haben den 8-Stunden Tag und die 38,5-Stunden-Woche mit der Möglichkeit, lĂ€nger zu arbeiten, wenn Arbeit da ist, freiwillig und mit sehr hohen ZuschlĂ€gen. Das funktioniert gut und soll auch so bleiben. Wir lehnen Forderungen nach einer ArbeitszeitverkĂŒrzung, wie immer sie auch formuliert sind, entschieden ab, denn das wĂ€re ein großer Schaden fĂŒr den Standort und damit fĂŒr alle Österreicherinnen und Österreicher.“

 

Über die Metalltechnische Industrie
Die Metalltechnische Industrie ist Österreichs stĂ€rkste Branche. Über 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei bilden das RĂŒckgrat der heimischen Industrie. Die exportorientierte Branche ist mittelstĂ€ndisch strukturiert, besteht zu mehr als 85 % aus Familienbetrieben und ist fĂŒr ein Viertel aller österreichischen Exporte verantwortlich. Zahlreiche Betriebe sind WeltmarktfĂŒhrer und „Hidden Champions“. Die Metalltechnische Industrie beschĂ€ftigt direkt rund 130.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 250.000 ArbeitsplĂ€tze in Österreich. Sie erwirtschaftete 2017 einen Produktionswert von rund 37 Milliarden Euro. Der Fachverband Metalltechnische Industrie, ein Zusammenschluss der ehemaligen FachverbĂ€nde Maschinen- und Metallwarenindustrie sowie Gießereiindustrie, zĂ€hlt zu den grĂ¶ĂŸten Wirtschafts- und ArbeitgeberverbĂ€nden Österreichs und ist eine eigenstĂ€ndige Organisation im Rahmen der Wirtschaftskammer Österreich.

 

RĂŒckfragehinweis
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dr. Berndt-Thomas Krafft
Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
+43 (0)5 90900-3482
office@fmti.at, www.metalltechnischeindustrie.at



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