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Fragen und Antworten

Fragen und Antworten zur KV-Runde 2023

Die Kollektivertragsverhandlungen der Metalltechnischen Industrie werden medial umfangreich begleitet und diskutiert. Gleichzeitig werden dabei sehr komplexe Fragen behandelt. Der Fachverband hat zum besseren Verständnis hier die wichtigsten Fragen und Antworten aufgelistet.


Die Metalltechnische Industrie befindet sich derzeit in einer Rezession. Die Produktion ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 6 % gesunken, die Aufträge sind um 18 % eingebrochen. Jedes dritte Unternehmen in der Branche erwartet heuer ein negatives Betriebsergebnis. 
Auch die gesamte Industrie in Österreich befindet sich derzeit in einer Rezession. Das ist eine dramatische Situation.

Die Teuerung in Österreich (aktuell 6,1 %) liegt weiterhin deutlich über dem Schnitt der Länder im Euroraum. Die Metalltechnische Industrie erwirtschaftet acht von zehn Euro im Export. Durch die im Vergleich zu anderen Euroländern höhere Inflation und die vergleichsweisen hohen Lohnkosten verliert sie jedoch immer mehr Aufträge auf den Weltmärkten, da die Produkte schlicht zu teuer werden. Das wirkt sich mittelfristig sehr negativ auf die Position der Unternehmen aus. 

Diese schwierigen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen nehmen der Branche für die Lohnverhandlungen jeglichen Spielraum.

Eine hohe Kaufkraft ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht sinnvoll, es geht um die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe ebenso wie den sozialen Frieden im Land. Aber: in dieser schwierigen Lage, in der wir uns zurzeit befinden, können das nicht allein die Betriebe übernehmen. Wir sind nicht der erste Ansprechpartner für die Erhaltung der Kaufkraft, dafür sind die Politik und die Europäische Zentralbank zuständig.

In unserer Branche hatten wir in den vergangenen Jahren immer KV-Erhöhungen, die sowohl die Inflation als auch einen großen Anteil der erarbeiteten Wertschöpfung enthalten haben. Die Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie sind seit Jahren Reallohngewinner, es ist eine der bestzahlenden Branchen in Österreich: Das Durchschnittsgehalt beträgt bei uns aktuell 5.108 Euro (Jahresgehalt knapp 72.000 Euro), der Durchschnittslohn 3.673 Euro ( Jahreslohn etwa 51.000 Euro), das sind Spitzenwerte in der Industrie. Der Mindestlohn liegt bereits bei 2.230 Euro.
Eines ist aber klar: wenn wir in einer der größten Krisen seit Jahrzehnten die Lohnkosten für die Betriebe übermäßig erhöhen, dann schwächt das die Unternehmen und kostet am Ende viele Arbeitsplätze. Die Inflation wird in nächster Zeit wieder sinken, ein zu hoher Abschluss schwächt uns aber auf Dauer.

Wir müssen berücksichtigen, dass wir 80 % unserer Produkte auf den Weltmärkten verkaufen und die nehmen keine Rücksicht auf die Inflation in Österreich, im Gegenteil, die Inflation ist in vielen Ländern Europas derzeit deutlich geringer. Das macht unsere Produkte zusätzlich teurer. Das ist leider ein Faktum.

Unternehmen analysieren den Status Quo und schauen in die Zukunft. Lohnerhöhungen wirken in die Zukunft und müssen daher auch in Zukunft bezahlt und erwirtschaftet werden. 

Die aktuelle Lage ist derart kritisch, dass wir einen Schulterschluss zwischen Staat, Unternehmen und Beschäftigten brauchen, die Betriebe können und werden die hohe Teuerung nicht allein bewältigen. Wir alle bewegen uns auf sehr dünnem Eis, daher gilt es, mit Bedacht und Verantwortungsbewusstsein für den Industriestandort Österreich zu agieren.

 

Ehrlich gesagt können wir mit dieser Sprache wenig anfangen. Wir müssen immer den Blick auf das Ganze werfen: Wir verhandeln für eine Branche mit über 137.000 hochqualifizierten Beschäftigten, die auf der ganzen Welt ihre Produkte verkaufen müssen, und das in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld. Hier braucht es Sachlichkeit, ökonomisches Verständnis und Vernunft. Das lassen die Gewerkschaften leider oft vermissen. 

Zu den Gewinnausschüttungen: unsere Branche besteht zu 85 % aus Familienbetrieben, die oft über Generationen Bestand haben und regional verankert sind. Gewinne werden meist wieder in die Standorte investiert. Ohne Gewinne gibt es keine Investitionen und keinen Fortschritt. Wir denken nachhaltig und kämpfen um jeden Arbeitsplatz. Die oft zitierten Gehälter und Dividenden der großen, an der Wiener Börse gelisteten Aktiengesellschaften haben mit unserer Branche nichts zu tun.

Die Argumentation der Gewerkschaft bezieht sich meist pauschal auf die gesamte Industrie. Unsere Branche ist damit nicht unmittelbar zu vergleichen. Es stimmt, dass die Jahre 2021 und 2022 in der Metalltechnischen Industrie an sich gut gelaufen sind und der Einbruch durch Corona zu meinem großen Teil ausgeglichen werden konnte. Aber bereits im Herbst 2022 begann in unserem Sektor der Rückgang der Produktion. In der metalltechnischen Industrie sind die Gewinne deutlich zurückgegangen. Und jedes dritte Unternehmen rechnet heuer mit einem negativen Ergebnis. 

Zu Gewinnentnahmen (Dividenden) ist zu sagen, dass eine Dividende für die Eigentümer eine Verzinsung für das dem Unternehmen zuvor zur Verfügung gestellte und anvertraute Risikokapital ist. Die meisten unserer Unternehmen sind Familienbetriebe, die stark in der Region verankert sind und mit ihren Investitionen für sichere und gut bezahlte Jobs sorgen. In vielen Unternehmen unserer Branche ist es außerdem Tradition, dass den Beschäftigten bei einem guten Jahresergebnis auch ein entsprechender Anteil am Gewinn mit einer Sonderprämie ausbezahlt wird.

Von sogenannten „Übergewinnen“ kann in unserer Branche keine Rede sein. Einzelne Wirtschaftssektoren wie Energie, Bau, Kreditwirtschaft oder Teile der Dienstleistung haben tatsächlich überdurchschnittliche Gewinne gemacht. In der metalltechnischen Industrie hingegen sind die Gewinne zurückgegangen. Und jedes dritte Unternehmen rechnet heuer mit einem negativen Ergebnis. 

Wir verhandeln für 1.200 Betriebe, viele davon sind Familienbetriebe mit einer Durchschnittsgröße von 100 MitarbeiterInnen, die in den Regionen verankert sind. Die Branche ist sehr heterogen aufgestellt, das müssen wir berücksichtigen. Es geht nicht nur um die besten und größten Betriebe, sondern wir müssen für alle einen tragbaren Abschluss schaffen, auch für jene, denen es nicht so gut geht.

Die im Moment außergewöhnlich hohe Inflation ist tatsächlich eine große Herausforderung. Die überschießenden Energiepreise sind vor allem kriegsbedingt enorm angestiegen und die hohe Inflation in den letzten zwölf Monaten war damit zu einem großen Teil importiert. Sie belastet die Betriebe ebenso wie die Beschäftigten. Die Betriebe bezahlen die teure Energie und die gestiegenen Preise für Vormaterialien und müssten diese Steigerungen nun über die Lohnerhöhungen doppelt ausgleichen. Das kann sich nicht ausgehen. Die Inflation lag in den letzten vier Jahrzehnten nie höher als 4 %, angesichts der aktuellen Raten können wir nicht einfach so weiter machen wie bisher.

Es kann nur verteilt werden, was auch eingenommen wird – und dieser Kuchen ist in der Metalltechnischen Industrie aktuell sehr klein. Natürlich wollen wir auch Teil der Lösung sein. Die Inflation ist aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir können einen Teil dazu beitragen, aber nicht alles schultern. Andernfalls werden viele Betriebe Schwierigkeiten bekommen, Stellen abbauen und die Produktion einschränken oder verlagern. Wir würden den Industriestandort Österreich nachhaltig beschädigen. Das kann nicht im Interesse unserer MitarbeiterInnen und damit auch der Gewerkschaften sein. Unser Fokus liegt daher auf dem Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen und damit die Sicherung der Arbeitsplätze in Österreich.

Die Bundesregierung hat mit Anti-Teuerungsmaßnahmen die Kaufkraft der Österreicherinnen und Österreicher deutlich gestärkt. Laut einer Berechnung der Nationalbank wurden durch die Anti-Teuerungsmaßnahmen zwischen 80 % (2023) und 90 % (2022) der aufgrund der überdurchschnittlichen Inflation entstandenen Kaufkraftverluste abgegolten. Es ist zwar vieles teurer geworden, die Unterstützungen der Bundesregierung und die vergangenen Lohnerhöhungen haben aber dazu beigetragen, die schwierige Situation auszugleichen und die realen Einkommen auf einem hohen Niveau zu halten.

Diese Fakten sind in den Verhandlungen jedenfalls zu berücksichtigen. Und wir müssen uns auch klar darüber sein, dass die wirtschaftlichen Folgen (sehr hohe Energiepreise), die der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine mit sich gebracht hat, für uns alle einen gewissen Wohlstandsverlust bedeutet. 

Die bisherigen Formeln, die in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt wurden, passen einfach nicht mehr zur Gegenwart. Wir haben eine völlig anders strukturierte Industrie als damals und die Verwerfungen auf den internationalen Märkten durch Corona und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine stellen Länder und Unternehmen vor gänzlich neue Herausforderungen.

Die alten Formeln haben keine Zukunft, es gilt vielmehr, neue und kreative Lösungen finden. Gerade in Zeiten hoher importierter Inflation, mit der die Unternehmen selbst auch konfrontiert sind, kann es nicht ihre Aufgabe sein, im Alleingang den Erhalt der Kaufkraft sicherzustellen. Hohe Lohnabschlüsse führen außerdem dazu, dass die Inflation langsamer zurückgeht als in anderen Ländern.

Vor diesem Hintergrund haben sich zuletzt auch alle wichtigen Wirtschaftsforschungsinstitutionen dafür ausgesprochen, neue Lösungen zu suchen, die die neuen Herausforderungen besser abbilden können.

Einmalzahlungen sind eine gute Möglichkeit, die Beschäftigten am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. Die Gewerkschaften sprechen von den Dividenden, den sich die Unternehmen auszahlen. Dividenden sind aber auch immer einmalig. In guten Jahren gibt es mehr, in schlechten Jahren weniger. Das ist einfach zu verstehen und wirtschaftlich sinnvoll. Und für die Unternehmen entsteht so bessere Planbarkeit.

Diese Art der Prämie ist daher die vernünftigste Art, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Erfolg zu beteiligen. Die Einmalzahlungen sind derzeit noch dazu steuerfrei und wirken brutto für netto. Das nicht anzunehmen, wäre unvernünftig. 

Einmalzahlungen würden auch helfen, das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale einzudämmen. 

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