Metalltechnische Industrie: Forderungen der Gewerkschaften sind ĂŒberzogen

PRESSEINFORMATION
KV-Forderungen sind unrealistisch und wÀren massive SchwÀchung des Standorts und der Betriebe
- Forderungen nach 11,6 % Lohn- und Gehaltserhöhungen sowie weitere kosten-intensive WĂŒnsche sind fĂŒr die Branche nicht umsetzbar und gefĂ€hrden die WettbewerbsfĂ€higkeit der Unternehmen
- Rezession in der Metalltechnischen Industrie - ProduktionsrĂŒckgang, Auftrags-einbruch, jedes dritte Unternehmen erwartet ein negatives Betriebsergebnis
- Gefordert sind ernsthafte, seriöse und vor allem realistische Verhandlungen
(Wien, 25.9. 2023) Zum heutigen Auftakt der KV-Verhandlungen und der ForderungsĂŒbergabe der Gewerkschaften stellt Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, fest: âDieses Forderungspaket ist ĂŒberzogen und unrealistisch. Wir befinden uns heuer in einer Ausnahmesituation. Die Metalltechnische Industrie ist in einer Rezession, die Produktion ist seit Jahresbeginn massiv zurĂŒckgegangen und die AuftragseingĂ€nge sind eingebrochen: Das lĂ€sst fĂŒr die kommenden Monate nichts Gutes erwarten. Jedes dritte Unternehmen rechnet in diesem Jahr mit einem Verlust. Unsere Branche gehört nicht zu den Gewinnerbranchen, wie etwa die Energiewirtschaft oder das Gastgewerbe, diese Tatsache gilt es zu akzeptieren. Wir fordern seriöse Verhandlungen und Respekt gegenĂŒber den Unternehmen, die Tag fĂŒr Tag ArbeitsplĂ€tze sichern. Die Verhandlungen mĂŒssen auf dem Boden der RealitĂ€t stattfinden und damit fangen wir heute an.â
Branche mit Nachfrage- und Margeneinbruch
Die Metalltechnische Industrie erzielte im ersten Halbjahr 2023 einen Produktionswert von 24,8 Milliarden Euro, was einem RĂŒckgang von 5,5 Prozent gegenĂŒber dem Vorjahr (preisbereinigt) entspricht. Die AuftragseingĂ€nge gingen in diesem Zeitraum um 18 Prozent zurĂŒck. FĂŒr das Gesamtjahr 2023 rechnen die Unternehmen laut einer aktuellen Umfrage im Durchschnitt mit einem Minus von rund 6 Prozent, jedes zweite Unternehmen geht von einem ProduktionsrĂŒck-gang aus. Und fast jedes dritte Unternehmen erwartet ein negatives Ergebnis (EBIT). Die In-dustrieproduktion in Ăsterreich befindet sich in einer Rezession, auch die Gesamtwirtschaft ist rĂŒcklĂ€ufig. Der Produktionsstandort Ăsterreich ist eindeutig zu teuer geworden.
Hinzu kommt die Inflationskrise, die speziell in Ăsterreich zu höheren Inflationsraten als etwa in der Eurozone gefĂŒhrt hat. Dieser Unterschied belastet die Unternehmen zusĂ€tzlich, da sie acht von zehn Euro im Export verdienen, der gröĂte Teil davon geht in den Euroraum.
Christian Knill abschlieĂend: âWir sehen heuer sehr wenig Spielraum. Die auĂergewöhnliche Situation erfordert auch auĂergewöhnliche und kreative Lösungen. Die alten Rezepte funktio-nieren in dieser Situation nicht mehr. Oberste PrioritĂ€t muss die Sicherung der ArbeitsplĂ€tze haben, das ist die Kernaufgabe unserer Unternehmen. Das geht aber nur, wenn man sie lĂ€sst.â
Hintergrund: Daten & Fakten, KV-Grundlagen:
- Die Metalltechnische Industrie ist Ăsterreichs stĂ€rkste Branche. Ăber 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und GieĂerei bilden das RĂŒck-grat der heimischen Industrie. Die Metalltechnische Industrie beschĂ€ftigt direkt mehr als 137.000 Menschen und sichert damit indirekt an die 300.000 ArbeitsplĂ€tze in Ăsterreich. Sie erwirtschaftete 2022 einen Produktionswert von rund 49,5 Milliarden Euro.
- Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt betrĂ€gt 5.100 Euro, der Durchschnittslohn 3.670 Euro und der Mindestlohn liegt bei 2.230 Euro. Die realen Löhne und GehĂ€lter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % ĂŒber KV. Die BeschĂ€ftigten der Metalltechnischen Industrie konnten in den vergangenen Jahren regelmĂ€Ăig Reallohngewinne erzielen.
- Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelstĂ€ndisch strukturiert (KMU), im Schnitt beschĂ€ftigen sie 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Entsprechend heterogen ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, dies gilt es in den KV-Verhandlungen zu berĂŒcksichtigen. Es sind nicht die erfolgreichsten Betriebe als MaĂstab zu nehmen, sondern alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen.
- Die gesamte Industrie befindet sich derzeit in einer Rezession, auch die Metalltechnische Industrie ist davon massiv betroffen. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete sie einen RĂŒckgang der Produktion von rund 6 %, die AuftragseingĂ€nge gingen sogar um 18 % zurĂŒck. Fast jedes dritte Unter-nehmen erwartet heuer ein negatives Betriebsergebnis (EBIT). Auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist negativ. Das BIP-Wachstum geht gegen Null, die ProduktivitĂ€t ist negativ, das heiĂt es gibt keine ProduktivitĂ€tsgewinne, die verteilt werden können.
- Die Teuerung in Ăsterreich (aktuell 7,4 %) liegt weiterhin deutlich ĂŒber dem Schnitt der LĂ€nder im Euroraum (zuletzt 5,3 Prozent). Das ist fĂŒr die exportorientierte Branche ein groĂer Wettbewerbsnachteil, denn 8 von 10 Euro werden im Export verdient. Durch die vergleichsweise deutlich höheren Lohnkosten verliert die MTI kontinuierlich an WettbewerbsfĂ€higkeit.
- Laut einer Berechnung der Oesterreichischen Nationalbank wurden durch die Anti-TeuerungsmaĂnahmen der Bundesregierung zwischen 80 (2023) und 90 % (2022) der aufgrund der ĂŒberdurchschnittlichen Inflation entstandenen Reallohnverluste abgegolten.
Weitere Informationen sowie Daten und Fakten zu den KV-Verhandlungen:
https://www.metalltechnischeindustrie.at/kollektivvertrag/kv-verhandlungen-2023/
RĂŒckfragen
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
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+43 (0)5 90900-3482
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