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Metalltechnische Industrie: KV-Angebot bringt bis zu 9 % mehr Netto

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Ein Mann überprüft die elektrischen Leitungen an einem Elektromotor und im Hintergrund montierte eine Frau an einem anderen Elektromotor

PRESSEINFORMATION

Dritte Verhandlungsrunde von Gewerkschaften einseitig abgebrochen 

(Wien, 20. Oktober 2023)

Die dritte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie wurde von den Gewerkschaften einseitig abgebrochen. Die Arbeitgeberseite hat ihr Angebot erneut bestätigt und betont, dass durch das vorgeschlagene Angebot die Beschäftigten der Branche durchschnittlich 7 % bis 9 % (niedrigere Löhne) netto mehr erhalten würden. Das bringt eine deutliche Kaufkraftstärkung. Gleichzeitig weist der Fachverband darauf hin, dass die Inflation aktuell auf 6 % gesunken ist und weiter sinken wird. Die Branche befindet sich in einer Rezession mit Auftragseinbrüchen bis zu 30 % bei einzelnen Betrieben. Die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Branche leidet derzeit massiv.
 
Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie: „Die Realität ist: Wir können uns einen zu hohen Abschluss nicht leisten. Mich erreichen täglich Anrufe von Betrieben, die uns auffordern, vorsichtig zu agieren. In etlichen Unternehmen werden bereits Berechnungen angestellt, wie viele Arbeitsplätze aufgrund der Gewerkschaftsforderungen gefährdet sind. Wir haben ein gemeinsames Interesse: gesunde Betriebe, sichere Arbeitsplätze und gute Bezahlung. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verdienen sehr gut, das Durchschnittsgehalt liegt bei jährlich über 70.000 Euro, der Durchschnittslohn bei über 50.000 Euro. Und wir werden natürlich etwas drauflegen. Aber der Abschluss muss das aktuelle Umfeld berücksichtigen.“

Hinsichtlich der öffentlichen Auseinandersetzung fordert der Fachverband die Gewerkschaften zu einer Mäßigung in der Tonalität auf. „Eine aggressive Sprache den Arbeitgebern gegenüber wird in den sozialen Medien verstärkt und führt allgemein zu einer Polarisierung, die die tatsächliche Situation in den Betrieben nicht widerspiegelt. Im Gegenteil: in den Betrieben arbeiten alle an einem Strang. Das sollte auch im Mittelpunkt sozialpartnerschaftlicher Verhandlungen stehen“, so Knill abschließend.

Die nächste Verhandlungsrunde findet am 2. November statt.

Hintergrund, Daten und Fakten 

KV-Angebot 
Das vom Fachverband vorgelegte KV-Angebot „Arbeit - Sicherheit - Wohlstand“ ist eine integrierte Lösung, bestehend aus zwei Komponenten: einer Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,5 % und einer steuer- und abgabenfreien Einmalzahlung von 75,- Euro/Monat (1.050 Euro pro Jahr). Das Angebot bedeutet einen Netto-Kaufkraftzuwachs von durchschnittlich 7 % für die Beschäftigten der Branche. Die unterste Beschäftigungsgruppe würde sogar bis zu 9 % mehr Netto erhalten, das bedeutet mindestens 2.100 Euro mehr netto/Jahr. Zusätzlich wurde die Möglichkeit angeboten, Lohnerhöhungen auch in Form von Freizeit zu konsumieren. 

Reale Löhne und Gehälter
Die Metalltechnische Industrie gehört zu den bestzahlenden Branchen, das monatliche Durchschnittsgehalt beträgt 5.100 Euro (71.400/Jahr), der Durchschnittslohn 3.670 Euro (51.400/Jahr) und der Mindestlohn liegt bei 2.230,00 Euro. Die realen Löhne und Gehälter in der Branche liegen im Schnitt zwischen 12 % und 28 % über KV. Die Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie konnten in den vergangenen Jahren regelmäßig Reallohngewinne erzielen. Seit dem Jahr 2009, dem Jahr der internationalen Finanzkrise, sind die realen Löhne (also Löhne und Gehälter nach Berücksichtigung der Inflation) in der Metalltechnischen Industrie um 12 % gestiegen. 

Gewinne:
Tatsache ist, dass in der Metalltechnischen Industrie die Margen fallen. Von sogenannten „Übergewinnen“ kann in der Branche keine Rede sein. Einzelne Wirtschaftssektoren wie Energie, Bau, Kreditwirtschaft oder Teile der Dienstleistung haben tatsächlich überdurchschnittliche Gewinne erzielt. In der Metalltechnischen Industrie hingegen sind die Gewinne zurückgegangen. Jedes dritte Unternehmen erwartet in diesem Jahr ein negatives Betriebsergebnis. 

Familienbetriebe, lokal verankert:
Mehr als 85 % der Betriebe sind Familienbetriebe und mittelständisch strukturiert (KMU), im Schnitt beschäftigen sie 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Entsprechend heterogen ist auch ihre wirtschaftliche Entwicklung, dies gilt es in den KV-Verhandlungen zu berücksichtigen. Es sind nicht die erfolgreichsten Betriebe als Maßstab zu nehmen, sondern alle Betriebe der Branche mit ihren sehr unterschiedlichen Voraussetzungen und Herausforderungen.

Rezession in der Industrie:
Die gesamte Industrie befindet sich derzeit in einer Rezession, auch die Metalltechnische Industrie ist davon massiv betroffen. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete sie einen Rückgang der Produktion von rund 6 %, die Auftragseingänge gingen sogar um 18 % zurück. Fast jedes dritte Unternehmen erwartet heuer ein negatives Betriebsergebnis (EBIT). Auch das gesamtwirtschaftliche Umfeld ist negativ. Die Gesamtwirtschaft befindet sich ebenso in der Rezession, die Produktivität ist negativ. Das bedeutet, es gibt keine Produktivitätsgewinne, die verteilt werden können.

Inflation:
Die Teuerung in Österreich (aktuell 6,1 %) liegt weiterhin deutlich über dem Schnitt der Länder im Euroraum. Das ist für die exportorientierte Branche ein großer Wettbewerbsnachteil, denn 8 von 10 Euro werden im Export verdient. Durch die im Vergleich deutlich höheren Lohnkosten verliert die MTI kontinuierlich an Wettbewerbsfähigkeit.

Weitere Informationen sowie Daten und Fakten zu den KV-Verhandlungen: 
https://www.metalltechnischeindustrie.at/kollektivvertrag/kv-verhandlungen-2023/

Rückfragen
Fachverband Metalltechnische Industrie
Dipl.-iur. Sabine Hesse, MBA
Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
+43 (0)5 90900-3482
office@fmti.at, www.metalltechnischeindustrie.at

 


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