Metalltechnische Industrie: Gewerkschaften mĂŒssen RealitĂ€ten anerkennen

PRESSEINFORMATION
Rezession in der Industrie und globale Krisen erfordern Vernunft und kreative Lösungen
(Wien, 12. Oktober 2023)
AnlĂ€sslich der Gewerkschaftsaktionen zu den KV-Verhandlungen der Metalltechnischen Industrie hĂ€lt Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, fest: âUnsere Branche steckt in der Rezession, viele Betriebe kĂ€mpfen um AuftrĂ€ge und ArbeitsplĂ€tze, die globalen Krisen und Kriege bringen Unsicherheit und drĂŒcken auf die Stimmung: Diese RealitĂ€ten mĂŒssen wir in den Verhandlungen berĂŒcksichtigen. Mit den alten Rezepten der Vergangenheit werden wir diese Herausforderungen nicht lösen. Unser Angebot, die Kaufkraft zu stĂ€rken und gleichzeitig die ĂberlebensfĂ€higkeit der Betriebe zu sichern, setzt auf Vernunft und ist der Versuch einer kreativen Lösung in diesen schwierigen Zeiten. Daran werden wir ab dem 20. Oktober weiterarbeiten.â
Das zuletzt vom Fachverband vorgelegte KV-Angebot âArbeit - Sicherheit - Wohlstandâ ist eine integrierte Lösung, bestehend aus zwei Komponenten: einer Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,5 % und einer steuer- und abgabenfreien Einmalzahlung von 75,- Euro/Monat (1.050,00 Euro pro Jahr). Das Angebot bedeutet einen Netto-Kaufkraftzuwachs von durchschnittlich 7 % fĂŒr die BeschĂ€ftigten der Branche. Untere BeschĂ€ftigungsgruppen wĂŒrden sogar bis zu 9 % mehr Netto erhalten. ZusĂ€tzlich wurde die Möglichkeit angeboten, Lohnerhöhungen auch in Form von Freizeit zu konsumieren.
Fakten statt Mythen
Aus Sicht des Fachverbandes argumentieren die Gewerkschaften mit unrichtigen Daten zur Branche und vermitteln damit ein verzerrtes Bild der RealitÀt in der Metalltechnischen Industrie (MTI).
Reallohnverlust: Tatsache ist, dass die BeschĂ€ftigten in der Metalltechnischen Industrie in den letzten Jahren regelmĂ€Ăig Reallohngewinne erzielt haben. Seit dem Jahr 2009, dem Jahr der internationalen Finanzkrise, sind die Reallöhne (also Löhne und GehĂ€lter nach BerĂŒcksichtigung der Inflation) in der Metalltechnischen Industrie um 12 % gestiegen. Im Jahr 2022 war die Inflation aufgrund des starken Preisanstiegs höher als im KV-Abschluss zuvor abgebildet. Laut Nationalbank wurden jedoch rund 80 % der Preissteigerungen durch staatliche MaĂnahmen kompensiert.
ProduktivitĂ€t: TatsĂ€chlich ist die gesamtwirtschaftliche ProduktivitĂ€t seit 2018 im Durchschnitt nur um rund 0,5 % pro Jahr gestiegen. Die zeigt, wie marginal der ProduktivitĂ€tsfortschritt in den letzten Jahren war. In der Industrie ist die ProduktivitĂ€t aktuell sogar negativ. Es gibt also weniger zu verteilen, sonst wird die WettbewerbsfĂ€higkeit und damit der Wohlstand Ăsterreichs aufs Spiel gesetzt.
Gewinne: Tatsache ist, dass in der Metalltechnischen Industrie die Margen fallen. Von sogenannten âĂbergewinnenâ kann in der Branche keine Rede sein. Einzelne Wirtschaftssektoren wie Energie, Bau, Kreditwirtschaft oder Teile der Dienstleistung haben tatsĂ€chlich ĂŒberdurchschnittliche Gewinne erzielt. In der Metalltechnischen Industrie hingegen sind die Gewinne zurĂŒckgegangen. Und jedes dritte Unternehmen erwartet in diesem Jahr ein negatives Betriebsergebnis.
Inflation: Tatsache ist, dass die derzeit auĂergewöhnlich hohe Inflation in der Tat eine groĂe Herausforderung darstellt. Die Energiepreise sind vor allem kriegsbedingt enorm gestiegen, die hohe Inflation der letzten zwölf Monate ist also zu einem groĂen Teil importiert. Sie belastet Unternehmen und Arbeitnehmer:innen gleichermaĂen. Die Betriebe bezahlen die teure Energie und die gestiegenen Rohstoffpreise und mĂŒssten diese Steigerungen nun ĂŒber Lohnerhöhungen doppelt ausgleichen. Das geht sich auf Sicht nicht aus.
Weitere Informationen sowie Daten und Fakten zu den KV-Verhandlungen:
https://www.metalltechnischeindustrie.at/kollektivvertrag/kv-verhandlungen-2023/
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